How to: Dogscooter!

Mittlerweile gibt es eine größere Anzahl an Herstellern im europäischen Raum, die Dogscooter verkaufen. Von günstigen Anfängermodellen bis hin zu teuren Rennmaschinen ist eine große Bandbreite vertreten. Doch nicht alles, was als „Dogscooter“ verkauft wird, ist auch tatsächlich dafür geeignet, von einem Hund gezogen zu werden, schon gar nicht bergauf, bergab oder auf unebenen Wegen. Ich habe mir daher Heiko Gumpert geschnappt und ihm ein paar Fragen zum Material und der Wahl des richtigen Scooters gestellt. Heiko baut maßgeschneiderte Dogscooter mit Rahmen verschiedener Hersteller, angepasst an den Fahrer und die Hunde die zukünftig mit dem jeweiligen Gefährt unterwegs sein werden.

An dieser Stelle wäre noch zu erwähnen, dass wir von keinem Hersteller gesponsert oder für diesen Artikel bezahlt wurden ;).

 

Einsteigermodelle?

Heiko, immer wieder suchen Anfänger nach günstigen „Einsteigerscootern“, man sieht dann Modelle mit 24 Zoll Laufrädern, Felgenbremsen und sehr billigen Komponenten. Was ist für dich das absolute Minimum, das ein Scooter haben sollte um einen mittelgroßen, ziehenden Hund vorzuspannen?

Man muss hier einfach von Anfang an wissen, wo die Reise hingehen soll. Da unterscheide ich zwischen Hobby/Spassfahrer oder ambitioniertem Fahrer. Hobbyfahrer sind die Leute die mal hier, mal da mit dem Hund fahren und nicht ausschließlich scootern. In diesem Fall reichen die Modelle von Kostka/Kickbike/oder auch anderen Herstellern. Hier sollte aber zwingend darauf geachtet werden, das Scheibenbremsen verbaut sind. Scheibenbremsen haben einen entscheidenden Vorteil. Sie sind nicht wetterabhängig. Felgenbremsen brauchen bei schlechtem/nassen Wetter etwas länger bis die Bremswirkung kommt. Ob Federgabel oder starr ist bei den Hobbyfahrern nicht der Rede wert, da diese eher gemütlich unterwegs sein wollen. Ambitionierte Fahrer sollten hier schon mehr Augenmerk auf die Ausstattung legen und etwas mehr Geld investieren.

Wer Rennen fahren möchte, sollte sich mit seinem Material vertraut machen. Gute hydraulische Scheibenbremsen sind unabdingbar, Starrgabel ebenso, große Laufräder auch.  Die Starrgabel absorbiert beim Kicken keine Kraft, sonder wandelt jeden Kick in Vortrieb um. Große Laufräder erlauben in Trails das leichtere Überrollen von Wurzeln und Steinen, da der Aufprallwinkel der Laufräder auf das Hindernis nicht zu spitz ist und das Laufrad beim auftreffen nicht abgebremst wird. Bei den Reifengrößen favorisiere ich die 29/26 oder 29/27,5 Variante , da es hier auch mehr Auswahl gibt als bei 24 Zoll Laufrädern. Zwar haben einige Hersteller in den letzten Jahren nachgezogen und auch einige gute Reifen in dem Segment herausgebracht, aber nicht in dem Umfang wie bei 26 oder 27,5 Zoll. 29“ hat durch das MTB ja seine Daseinsberechtigung und hier findet man einfach eine sehr große Bandbreite. Als Schlussfazit hierzu kann man sagen je teurer desto besser werden die Komponenten der Scooter und desto renntauglicher sind sie!

 

Der passende Scooter?

Wie findet man einen „passenden“ Scooter? Diese sind in der Regel bis auf wenige cm nicht höhenverstellbar. Was würdest du einem sehr großen bzw. sehr kleinen Menschen raten? Wie finden sie ihren perfekten Scooter? 

Wie finde ich den passenden Scooter, ist eine gute Frage. Im Grunde ist es ein Empfinden wie sich jeder Scooter fährt. Daher sollte man schauen, ob man einen Scooter, den man im Auge hat, irgendwo Probefahren kann. Ich persönlich frage immer, wo die betreffende Person wohnt und versuche Kontakt zu Besitzern des entsprechenden Scooters herzustellen. Ansonsten vertraue ich da auf meine Erfahrung. Z.B. ist der Traczer vom Steuerrohr etwas tiefer und vom Lenkwinkel flacher, das gibt ein ruhigeres Fahrverhalten auf der Geraden. Aber er ist länger und etwas träger in der Kurve. Der Bulla ist wenige Zentimeter höher, aber etwas kürzer und daher wendiger und agiler. Ich persönlich favorisiere hier Bulla, da er einfach das Beste vereint und aufgrund der guten Zusammenarbeit auch Sonderbauten kein Problem sind. Sei es Trittbrettart in einer anderen Modelwahl. Hier sollte man schauen ob man testen kann. Ohne Hund um ein Gefühl fur den Scooter zu entwickeln. Wenn man sich wohl fühlt, dann läuft es auch mit Hund.  Die beste Beratung bringt nichts, wenn man sich am Schluss nicht wohl fühlt. Bei Sonderbauten kann man noch auf verschiedene Sachen wie Lenkerhöhe usw. eingehen.

 

Federung notwendig?

Manche Scooter haben vorne eine Federgabel, für welche Sportler wären diese geeignet?

Die Federgabeln hab ich schon anfangs kurz angesprochen. Für die Leute, die nur zum Spaß Scooter fahren, um bissel in der Wildnis rumzufahren, für die eignen sich Federgabeln. Für Rennen rate ich zur Starrgabel. Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen nur mit Federgabel auf Rennen fahren kann, sollte die Gabel so gewählt sein das sie eine hochwertige, leichte und gut dämpfende Gabel ist. Das habe ich bisher einmal so gebaut und der Scooter ging nach England. Die Dame hatte Problem mit der Schulter und verträgt die Schläge der Starrgabel nicht. Aber die Hunde reißen es hier raus, fast 80 kg bei zwei Hunden mit bissel mehr als 50 kg Frau. Da geht ordentlich was!

 

29, 27,5, 26, 24, 20…?!?!

Reden wir zum Abschluss noch über die Laufradgröße – der Trend geht bei Wettkämpfen deutlich zu 29/27,5, welchen Vorteil hat das und ist das auch für Einsteiger notwendig? Wären nicht auch 27,5/24, 29/26 oder 29/24 geeignet?

Der Trend geht deutlich weiter. Ich hatte anfangs mit 29/27,5 experimentiert und das noch mit 2,4er Reifenbreite. Mittlerweile sind noch andere Hersteller darauf gekommen und bauen 27,5 Zoll hinten rein, aber noch mit 2.1-2.25er breite. Je kleiner das Rad umso spitzer Ist der Aufprallwinkel des Rades auf das Hindernis, desto mehr wird das Rad gebremst und umso heftiger wird der Schlag. Große Räder treffen in einem größeren Winkel auf das Hindernis und können dadurch besser bzw leichter über das Hindernis hinweg rollen ohne stark abgebremst zu werden. 24 Zoll hinten war mal in der Übergangszeit schön und gut, aber es gibt halt keine große Auswahl an Reifen. Scooter mit 24 Zoll hinten sind aber sehr agil in der Kurve, und können für Jugendliche oder sehr kleine Leute noch von Vorteil sein. Aber man merkt deutlich, der Trend geht steil nach 29/26 bzw 29/27,5. 20 Zoll hinten wird meist nur noch von den günstigeren Herstellern angeboten, bzw den Einsteiger- oder Hobbyfahrern.

 

Zwingend wichtig ist noch zu sagen, dass auch so ein Fortbewegungsmittel immer gewartet werden sollte, und in regelmäßigen Abständen die Bremsen zu checken sind (genug Bremsbelag, Bremsscheibendicke usw.) sowie ein leichter Lauf des Steuersatzes und das evtl. Spiel des Steuersatzes. 

 

Wollt ihr mehr über das Thema wissen? Ihr könnt eure Fragen gerne auf Facebook stellen, in der „Trailsports Community“ Gruppe, oder ihr wendet euch direkt an Heiko via Facebook: https://www.facebook.com/fam.gumpert

MEET: Heiko Gumpert

2014 in den Sport eingestiegen, zuerst nur laufend im THS mit Tierschutzhund Laika. Aus der Not heraus ist er dann aufs Bike umgestiegen, da sein Deutsch Kurzhaar Schoko die BH Prüfung zweimal nicht bestand.

Scooter war dann vorerst immer nur Trainingsgerät, aber mit seinem Hund Merckx, der aufgrund des Gewichtes und Größe nicht zum biken gemacht war, ist er dann auch zum scootern gekommen. Durch den Zughundesport und seine Teilnahme an Wettkämpfen wurde auch bald die Leidenschaft zum Bauen und Verbessern von Bike und Scooter geweckt.

Heiko baut Custom-Scooter und Bikes ganz nach euren Wünschen! Die Fotos im Blog sind seine gebauten Werke.

Ein paar von Heiko gebaute Scooter sehr ihr hier: