Was ist eigentlich besser, Bike oder Scooter?!

Kann man das überhaupt so sagen? Gibt es denn ein besser? Ist nicht einfach das besser, was man mehr mag? Ja, natürlich! Und doch fragen sich gerade Anfänger sehr oft, was denn nun die Unterschiede sind zwischen Bike und Scooter. Was zahlt sich mehr aus, worin soll man sein Geld investieren, gerade wenn man sich für den Sport ein neues Gerät zulegen muss?

Ich möchte in diesem Post das Thema von drei verschiedenen Seiten angehen. Jede Seite ist wichtig, jeder Punkt kann eure Entscheidung vielleicht etwas leichter machen.

1.) Unterschiede in der Fahrtechnik

2.) Unterschiede im Eigentraining

3.) Unterschiede für den Hund

Viel Spaß beim Lesen 😉

Beginnen wir mir den kleinen, aber feinen Unterschieden in der Fahrtechnik:

Tatsächlich gibt es hier viele Gemeinsamkeiten, was den Körperschwerpunkt bzw. die Körperposition über dem Gerät angeht. Wer sich auf einem Mountainbike wohl fühlt wird auch rasch eine gute Position am Scooter finden. Logischerweise findet man die größten Unterschiede im Fehlen von Sattel und Pedalen, wodurch einige technische Elemente, die am Rad möglich sind, nicht umsetzbar sind. Ich persönlich fühle mich z.B. sehr sicher mit Clickpedalen am Rad. Es war für mich eine große Umstellung, mich auf dem Trittbrett bewegen zu können und nicht fix mit dem Gerät verbunden zu sein… :D.  

Oft wird nach der Sicherheit gefragt: Was ist einfacher zu fahren, wo kann man leichter absteigen, was ist sicherer? Beides ist genauso sicher und unsicher! Man kann mit dem Scooter genauso blöd stürzen wie mit dem Rad. Die tiefere Körperposition mag im ersten Moment sicherer wirken (Stichwort „Da kann man im Notfall leichter absteigen“), dies ist aber trügerisch. Für beide Geräte braucht es intensives Fahrtechniktraining um sie sicher zu beherrschen und man wird sich schlussendlich auf dem Gerät wohler fühlen, mit dem man mehr Zeit verbringt.

Punkt 2, die Unterschiede für das Eigentraining:

Der wichtigste Grund, warum wir Scooter fahren anstrengender finden als Radfahren ist die fehlende Schaltung. Wir müssen immer das Gerät und unser ganzes Eigengewicht vorwärtsbewegen und können nicht auf das gute alte „Arbeit ist Kraft mal Weg“ Prinzip zurückgreifen. Wir können auch nicht im Sitzen dahin rollen, selbst bergab müssen wir stehen und haben dadurch eine leicht höhere Beanspruchung als am Rad. Hat man eine gute Technik am Scooter (beispielsweise ein regelmäßiger Beinwechsel und effizienter Antritt) so kann man auch hier lange und entspannte Grundlagenfahrten unternehmen. Für Anfänger wird die Herzfrequenz aber schnell über dem Grundlagenbereich liegen. Hier wäre es eine gute Option, Grundlagentraining am Rad zu machen und kürzere Fahrtspiel- oder Intervalleinheiten am Scooter, bis die Technik gut sitzt und auch entspannte Touren möglich sind. Im Krafttraining brauchen beide Disziplinen einen starken Rumpf und Oberkörper, vor allem aber kräftige Beine. Für das Scootern im Zughundesport (Sprint bis 5-6km) sollte das Krafttraining nicht nur ergänzend gemacht werden, sondern sogar eine Hauptkomponente des Trainings darstellen. Durch das hohe Tempo mit Hund müssen die Antritte dazwischen entsprechend kräftig und sehr schnell erfolgen. Er braucht sogenannte „Explosivkraft“, d.h. der Körper soll in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Kraft erzeugen können, ähnlich wie beim Springen. Diese Art von Kraftentwicklung kann grundsätzlich auf zwei Arten trainiert werden – über Maximalkrafttraining und über plyometrische Übungen (also Springen). Beide Trainingsformen brauchen einiges an physischer Vorbereitung und technisches Können des Sportlers oder der Sportlerin. Aber das wir ein Thema für einen anderen Post ;).

An dieser Stelle noch ein paar Worte zu Scootern & Laufen: Diese beiden Sportarten sind sich weitaus ähnlicher als Biken und Laufen oder sogar Biken und Scootern. Sie profitieren von einander, sind dadurch aber nicht unbedingt geeignet als Alternativen für einander. Es wirken hier sehr ähnliche Belastungen auf den Körper. Scooterfahrer profitieren vom Laufen, Läufer profitieren vom Scooterfahren. Und Radfahren ist die perfekte Abwechslung bzw. Ergänzung, da es nicht zu stoßartigen Bewegungen („Impacts“) kommt. Die Gelenke werden „geschmiert“ ohne große Belastung abzubekommen, somit ideal für die Regeneration dazwischen. Apropos: Habt ihr schon einmal einen richtigen Muskelkater in der Fußsohle vom Scootern bekommen? Ein sehr gutes Training für die Fuß- und Wadenmuskulatur die wir ganz dringend brauchen zum, ihr wisst es bestimmt schon, … laufen 😉.

Last but not least, die Unterschiede für den Hund:

Auf den ersten Blick fällt auf, eine flüssige Mithilfe ist nicht ganz so leicht möglich. Für den Menschen selber sehr anstrengend wird zumeist weniger geholfen und wenn, kann es leicht zu einem Rucken an der Leine kommen, weil sie kurz durchhängt und wieder straff wird. Am stärksten wir das bergauf oder auf schwierigem Untergrund spürbar. In der Ebene, auf einer flachen Forststraße kann auch ein kleiner Hund einen Scooter ziehen, da der Rollwiderstand nicht sehr hoch ist (Vorausgesetzt der Unterschied zwischen Mensch und Hund ist nicht zu groß wie etwa 150kg Mensch mit einem Dackel vorne dran, um das mal übertrieben darzustellen). Sobald es aber über Wiese, Schlamm, Sand oder bergauf geht sollte der Scooter den größeren Hunden vorbehalten bleiben. Sichere Hunde, die auch kein Problem damit haben wenn es mal an der Leine „ruckt“ beim mittreten. Allgemein brauchen die Hunde für den Scooter mehr Kraft als am Rad, alleine dadurch ist das Tempo oft niedriger. Das hohe Tempo am Rad kann einige Hunde verunsichern (vor allem wenn Mensch zu viel mithilft), genauso wie der größere Widerstand am Scooter Hunde frustrieren kann. 

Hin und wieder liest man auch das Argument, dass die Leinenanbringung eine andere ist und sich dadurch der Zugpunkt für den Hund ändert. Das ist möglich, kommt aber vor allem auf die Geometrie von Bike und Scooter an, sodass die Unterschiede hier oftmals sehr gering oder nicht vorhanden sind.  

Ein Vorteil vom Scooter ist, dass man automatisch weniger mithilft, der Hund muss also mehr „echte“ Zugarbeit leisten. Das kann ein Vorteil sein, wenn ein Hund gerade erst angelernt wird. Menschen tendieren dazu, am Fahrrad viel mitzuhelfen (den meisten fällt nicht einmal auf, dass sie ständig leicht mittreten) und den Hund gar nicht richtig arbeiten zu lassen. Ist der Hund noch unsicher im Line-Out und man selbst nicht so geschickt am Rad, dann kann ich auf einen Scooter ein kleines bisschen schneller auf- und absteigen. Zum sicheren Aufsteigen aufs Rad habe ich euch ein kleines Video gemacht- ihr findet es in meinem Instagram-Feed:

 

DS2

Woher weiß man jetzt also, welches Gerät das richtige ist?

Ich würde das Gerät daher nach zwei Kriterien auswählen:

1.) Was passt zu meinem Hund?

2.) Was macht mir auch ohne Hund in meiner Freizeit Spaß?

Punkt 1 ist oftmals gar nicht so leicht zu beantworten, wenn man keine Erfahrung damit hat und man es mit Hund nicht ausführlich probieren könnte. Hier sind Größe & Gewicht sicher wichtige Entscheidungsfaktoren. Ist man sich nicht sicher, würde ich persönlich immer zum Bike tendieren, da man in Hundetraining, Alltag und Freizeit damit einfach mehr Möglichkeiten hat. Die Angst damit eher zu stürzen, nicht so leicht absteigen zu können o.ä. ist unbegründet und wird sich mit etwas Übung und einem Fahrsicherheitstraining sicher verflüchtigen. Scooterfahren macht aber mega Spaß, ist ein tolles Ganzkörper-Workout und für viele Hunde ein ideales Trainingsgerät. In der Anschaffung ist es, bei gleicher Qualität der Komponenten, deutlich günstiger als ein Fahrrad. Weitere Infos zur Auswahl des richtigen Scooters findet ihr hier im Blog:

Zu Punkt 2 kann ich euch nur raten, möglichst viel auszuprobieren. Verschiedene Fahrräder, verschiedene Tretroller… macht euch damit vertraut, sprecht mit Freunden und Händlern. Nur wenn euch das Training Spaß macht, werdet ihr auch langfristig dabei bleiben. Manchmal muss man den Dingen auch eine zweite Chance geben. Scootern war eine absolute Hassliebe für mich. Ich hatte einen, ich bin mal drauf gestanden. Aber man, wollte ich lieber aufs Mountainbike! Jetzt habe ich einen Hund mit sehr viel Kraft, der sich gut fürs Scootern eignet. Ich habe mir einen Scooter gebaut, der wirklich gut zu meinem Körper passt, der sich gut und sicher anfühlt beim Fahren. Und ich habe mich neu verliebt, in meinen blauen Blitz! Ich genieße die Abwechslung im Training sehr, zwischen Krafttraining, Mountainbike und Scooter und aus sportwissenschaftlicher Sicht ist es auch eine sehr gut ausbalancierte Zusammenstellung ;).

Der Blogartikel wurde von Barbara Hinterberger geschrieben, Gründerin und „Mastermind“ der Canicross Academy.

Referenzen:

  • Mag. Barbara Hinterberger, MSc
  • Studium der Pharmazie
  • Studium der Sportwissenschaften
  • Instruktor Mountainbike
  • Zughundetrainerin
  • National und international aktiv im Bike- und Scooterjöring